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Wie hast du das gemacht?

“Deine Tochter ist aber ganz schön renitent”, sagte der alte Mann, der unangenehm aus dem Mund roch, schwitzte und schon den ganzen Abend lautstark seine Meinung von sich gab. Meine Mutter nickt und kichert etwas unsicher und verdreht die Augen. “Oh jaa, das ist sie.” Sie, das bin ich. Ich bin damals um die sechs Jahre alt und verstehe nur Bahnhof. Was meinen sie? Was heißt renitent und warum werde ich das Gefühl nicht los, dass das nichts angenehmes ist?

Was das Wort heißt (sich dem Willen, dem Wunsch, der Weisung eines anderen hartnäckig widersetzend - laut Google) erfahre ich erst später, als ich es selbst recherchiert  habe. Ich war geschockt. Und wütend. Traurig auch ein wenig. Ich wollte doch nicht anders sein. Ich wollte nicht laut, auffallend und unliebsam sein. Ich wollte geliebt werden, folgsam sein, gute Noten bekommen, toll aussehen. Ich wollte so sein, wie Susanne (Name geändert), die Klassenschönheit. Meine Mutter versuchte ihr Bestes, um mich gegen die Unbillen in der Schule zu schützen. Sie gab mir gute Ratschläge mit auf den Weg und ich versuchte mich daran zu halten: “Sei artig. Räum auf. Lerne fein. Sitz still, halte dich zurück und vor allem: umgib dich mit den richtigen Leuten.” Die richtigen Leute, das waren Menschen wie Susanne. Ich hingegen, hing mit den Rebellen und vermeintlichen bösen Menschen rum. In Betragen eine drei, das war die Ausbeute der ersten Klassen. Warum sich meine Eltern aufregten, habe ich nicht verstanden. Mein Vater war zu dieser Zeit ausgezogen und ein Jahr später ließen sich meine Eltern scheiden. Ich wuchs mit drei tollen Frauen an meiner Seite auf: meiner Mutter, meiner Oma mütterlicherseits und meiner Tante Müller. Das war eigentlich die Zahnarztschwester meiner Mutter, doch für mich war sie wie eine zweite Mutter. Alle drei sorgten sich, dass aus der kleinen Antje etwas wird, dass sie höflich ist, artig und nicht schwierig.

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